16.09.2022
„Von der Kita bis in den Un-Ruhestand“ - Tagung zur lebensbegleitenden Berufsorientierung
Nur noch wenige Erwerbstätige arbeiten bis zum Rentenalter im erlernten Beruf. Normalität sind vielmehr fragmentierte Berufsbiografien mit Berufs- und Arbeitgeberwechseln, privaten Auszeiten, Umschulungen und Fortbildungen. Am 15. und 16. September haben sich an der Universität Oldenburg 250 Expert*innen aus Berufsberatung, Schule, Unternehmen und Forschung darüber ausgetauscht, wie die Menschen bei den vielfältigen Veränderungen in ihrem Berufsleben zielgerichtet unterstützt werden können. In 13 Workshops, 14 Vortragspanels und 2 Keynotes wurde das Themenfeld bearbeitet. Das Spektrum reichte von der Heranführung an die Arbeitswelt in der Grundschule über die Übergänge nach Schule, Ausbildung und Studium sowie berufliche Veränderungen im Erwerbsleben bis hin zur Arbeit im Ruhestand.
Die Tagung wurde ausgerichtet vom Deutschen Verband für Bildungs- und Berufsberatung (dvb), der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit (HdBA) in Mannheim und dem Oldenburger Institut für Ökonomische Bildung.
Prof. Dr. Ralph Bruder, Präsident der Universität Oldenburg, begrüßte die Teilnehmenden: „Berufliche Orientierung ist heute keine kurze Episode mehr im Lebensverlauf, sondern ein Fortsetzungsroman. Lebenslanges Lernen gehört dazu: wer flexibel bleiben will, bildet sich fort“, betonte Bruder. Was hierfür möglich und nötig ist, zeige die Universität eindrücklich. „Die Bandbreite in Oldenburg ist groß – von gezielten Orientierungsangeboten für Studierende über einzigartige Akzente in unserer Lehrkräftebildung, die die berufliche Orientierung an Schulen stärken sollen, bis zur Fortbildung berufstätiger Menschen mit und ohne Uni-Abschluss.“
„Angesichts der immer wechselhafteren Berufs- und Lebensbiografien hat die Bundesagentur für Arbeit vor drei Jahren das Konzept der lebensbegleitenden Berufsberatung eingeführt“, so Prof. Dr. Bernd-Joachim Ertelt von der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit in Mannheim. „Das hat auch die Konsequenz, dass die angehenden Beratungskräfte der Arbeitsagenturen, die bei uns studieren, auf die Unterstützung der vielfältigen Orientierungsprozesse vorbereitet werden.“
Rainer Thiel, Vorsitzender des dvb, stellte fest, „dass in den letzten Jahren die Beratungsanlässe immer vielfältiger geworden sind. Zunehmend geht es in den Gesprächen nicht nur um einen Berufs- oder Arbeitgeberwechsel, sondern auch um die Frage, wie sich die beruflichen und privaten Ziele angesichts der vielfältigen Optionen miteinander vereinbaren lassen.“
„Berufsorientierung ist wahrlich nicht nur eine schulische Aufgabe, aber gleichwohl werden wichtige Weichen bereits in der Schule gestellt,“ stellte Rudolf Schröder, Professor des Instituts für Ökonomische Bildung fest. „Die Dramatik beim Fachkräftenachwuchs unterstreicht die Notwendigkeit der Berufsorientierung in Schulen. Zugleich geht es aber nicht nur um die Frage einer Ausbildungs- und Studienwahl. Die Schüler müssen auch auf spätere Übergänge und Chancen im Leben eingestimmt werden, z. B. die Möglichkeit der beruflichen Selbstständigkeit.“
Die Tagungsteilnehmer*innen nutzten die Gelegenheit, über institutionelle Grenzen hinweg zum Austausch zu kommen und sich zu vernetzen.
Fotos: Institut für Ökonomische Bildung (IÖB) & Lars Klammer | diebildwerft